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US-Inflationszahlen überraschen positiv

Die US-Inflation hat im Dezember erneut einen Anstieg verzeichnet, jedoch in einem gemässigten Rahmen, der die Marktteilnehmer überraschend positiv stimmte. Die Preise stiegen im Jahresvergleich um 2,9 Prozent, was einem leichten Anstieg gegenüber den 2,7 Prozent im November entspricht. Dieser Anstieg zeigt, dass die Inflationsrate weiterhin auf einem moderaten Niveau bleibt, was die Hoffnungen auf eine weitere geldpolitische Lockerung durch die US-Notenbank, die Federal Reserve (Fed), nährt.

Ökonomen bewerten die Zahlen unterschiedlich

Trotz des Anstiegs bleiben die Einschätzungen der Ökonomen uneinheitlich. Bastien Hepperle, Analyst bei Hauck Aufhäuser Lampe, kommentiert die aktuelle Situation mit einem kritischen Blick auf die Kernrate der Inflation, die nun seit mehreren Monaten stagniert. „Beim Inflationsrückgang ist derzeit Stillstand angesagt“, so Hepperle. Der Experte geht davon aus, dass die Inflation im Frühjahr zunächst weiter auf 2,0 Prozent sinken wird, dies jedoch nur ein vorübergehendes Phänomen ist. Für die zweite Jahreshälfte erwartet er aufgrund von politischen Zollmassnahmen, insbesondere im Zusammenhang mit den Plänen von Ex-Präsident Donald Trump, wieder einen Anstieg der Inflation. Dies könnte dazu führen, dass die Fed Zinssenkungen langsamer und vorsichtiger vornehmen wird.

Ralf Umlauf von der Helaba sieht die Fed bestärkt in ihrer bisherigen Politik, Zinssenkungen nur mit Vorsicht zu betreiben. Er verweist jedoch auf den „massiv unter den Erwartungen liegenden Stimmungsindikator für das Verarbeitende Gewerbe in der Region New York“, der für zusätzliche Unsicherheit sorgt. „Die Daten dürften den Druck auf die Fed erhöhen, bei der Zinspolitik noch abwartender zu agieren“, so Umlauf.

Einfluss von Energie- und Nahrungsmittelpreisen

Der Anstieg der Inflationsrate im Dezember ist vor allem auf die höheren Preise für Energie und Nahrungsmittel zurückzuführen. Laut Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank, hat insbesondere der Bereich der Energiegüter im Vergleich zum November einen deutlichen Preisanstieg von 2,6 Prozent erfahren. Dies führte zu einem Anstieg der Gesamtinflation, während die Kernrate – die volatile Nahrungsmittel- und Energiepreise ausklammert – im Jahresvergleich zurückging. Auf monatlicher Basis fiel die Veränderung der Kernrate von 0,3 Prozent im November auf 0,2 Prozent im Dezember.

Besonders bemerkenswert ist die Entwicklung bei den Gebrauchtwagenpreisen, die im Dezember noch immer ein hohes Plus von 1,2 Prozent verzeichneten, jedoch im Vergleich zum Vormonat merklich abgeschwächt sind. Auch die Preissteigerungen bei Mieten und kalkulatorischen Eigenmieten, die als wichtige Faktoren bei der Messung der Teuerungsrate gelten, zeigten eine gewisse Entspannung im Jahresvergleich, wenn auch im direkten Monatsvergleich ein leichter Anstieg zu verzeichnen war.

Märkte reagieren optimistisch

An den Finanzmärkten wurde die Inflation als im Rahmen der Erwartungen liegend bewertet, was zu einer Beruhigung der Anleger führte. Die Entspannung der Kerninflation und der relativ moderate Preisanstieg wurden als positives Signal gewertet. Ein Überschreiten der 3-Prozent-Marke hätte vermutlich zu neuen Sorgen um steigende Zinsen geführt. So bleiben die Hoffnungen auf eine langsame Zinssenkung durch die Fed weiterhin bestehen.

Gitzel stellt jedoch fest, dass die Fed trotz des moderaten Inflationsanstiegs weiterhin primär die wirtschaftliche Entwicklung im Blick haben wird. Sollte die US-Wirtschaft robust bleiben, sehe er keinen zwingenden Grund für eine schnellere Zinssenkung, auch wenn die Inflation sinkt. Ein starkes Wirtschaftswachstum könnte sogar die langfristigen Inflationsziele der Fed gefährden und so die geldpolitischen Lockerungen dämpfen.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die US-Inflation im Dezember moderat anstieg, was auf die anhaltend hohen Energie- und Nahrungsmittelpreise zurückzuführen ist. Während die Kerninflation eine leichte Entspannung zeigte, bleibt der inflationäre Druck in einigen Bereichen spürbar. Für die Märkte und die US-Notenbank dürfte die Inflationsrate ein wichtiger Indikator bleiben, jedoch ist das Augenmerk zunehmend auf die wirtschaftliche Entwicklung gerichtet. Sollte das US-Wirtschaftswachstum weiterhin robust bleiben, ist es unwahrscheinlich, dass die Fed ihre Zinspolitik drastisch ändern wird. Die geldpolitische Ausrichtung wird in den kommenden Monaten weiterhin von einer Abwägung zwischen Inflation und Wirtschaftswachstum geprägt sein.

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