Steigende Zinsen drücken auf die Stimmung an den Aktienmärkten
Die Aktienmärkte befinden sich aktuell in einer angespannten Phase, geprägt von steigenden Zinsen und unsicherer wirtschaftlicher Dynamik. In den USA sorgen ein überraschend starker Arbeitsmarktbericht sowie ein robustes Konsumklima, erhoben durch die Universität Michigan, für Nervosität. Diese Entwicklungen nähren Befürchtungen, dass die US-Notenbank ihre geldpolitische Straffung weiter fortsetzen könnte. Besonders der Anleihemarkt steht wieder im Fokus: Die Renditen der 10-jährigen US-Staatsanleihen nähern sich erneut der 5-Prozent-Marke, ein Niveau, das zuletzt vor über einem Jahrzehnt erreicht wurde.
Zinsen und Aktienmärkte: Eine fragile Verbindung
Die steigenden Realrenditen belasten die Aktienmärkte spürbar. Vor dem Start der US-Berichtssaison, bei der grosse Banken wie JPMorgan und Goldman Sachs im Rampenlicht stehen, erscheint die Stimmung unter Investoren laut Experten der Deka-Bank fragil. Auch die Nervosität bei Unternehmensanleihen nimmt zu, da höhere Zinsen die Finanzierungskosten vieler Unternehmen belasten.
Philipp Vorndran, Kapitalmarktstratege, weist darauf hin, dass die aussergewöhnlich dynamische Entwicklung der Aktienmärkte der letzten Jahre schwer zu wiederholen sein wird. „Die Renditen für 10-jährige US-Staatsanleihen liegen bei 4,6 % – ein Niveau, das wir lange nicht mehr gesehen haben“, erklärt Vorndran. Diese hohe Rendite macht festverzinsliche Anlagen zunehmend attraktiv und mindert die Wettbewerbsfähigkeit von Aktien.
Herausforderungen für Unternehmensgewinne
Ein weiterer Belastungsfaktor sind die schwindenden Treiber der Unternehmensgewinne. In den letzten Jahren hat die hohe Inflation, kombiniert mit einer expansiven Geldpolitik, für steigende Margen gesorgt. Diese positiven Effekte könnten sich 2025 jedoch abschwächen. „Ob das im Jahr 2025 in Kombination zu erreichen sein wird, da habe ich meine Zweifel“, äussert Vorndran skeptisch.
Angesichts dieser Unsicherheiten empfiehlt Vorndran, sich auf ein moderates Börsenjahr einzustellen. „Ein Plus von fünf bis zehn Prozent am Jahresende wäre bereits ein solides Ergebnis“, prognostiziert er.
Strategien für Anleger: Qualität statt Quantität
In einem Umfeld steigender Zinsen und moderatem Wachstum sollten Anleger auf Qualitätsaktien setzen. Unternehmen mit soliden Fundamentaldaten, starken Geschäftsmodellen und stabilen Margen bieten in turbulenten Zeiten eine höhere Sicherheit. Insbesondere defensiv ausgerichtete Branchen wie Gesundheit und Basiskonsumgüter könnten Stabilität in die Portfolios bringen.
Auch Unternehmen mit moderatem Verschuldungsgrad stehen im Fokus. Sie sind besser in der Lage, steigende Finanzierungskosten zu bewältigen und ihre Flexibilität zu wahren.
Zins- und Inflationssorgen halten an
Weitere Unsicherheit brachte die jüngste Berichterstattung, dass der ehemalige US-Präsident Donald Trump erwäge, einen wirtschaftlichen Notstand auszurufen, um geplante Importzölle durchzusetzen. Diese Nachricht heizte Inflations- und Zinssorgen erneut an, was zu weiteren Kursverlusten führte.
Am Dienstag litt vor allem der technologielastige Nasdaq deutlich unter den freundlichen Stimmungsdaten aus der US-Wirtschaft. Eine positive Konjunkturentwicklung reduziert die Wahrscheinlichkeit einer baldigen Lockerung der US-Geldpolitik. Auch schwächere Daten des Arbeitsmarktdienstleisters ADP am Mittwoch konnten die Märkte nicht stabilisieren.
Fazit: Vorsicht ist geboten
Die aktuelle Gemengelage an den Finanzmärkten – bestehend aus steigenden Zinsen, robusten Wirtschaftsdaten und Unsicherheiten bei der Geldpolitik – erfordert eine umsichtige Anlagestrategie. Anleger sollten ihre Portfolios auf Stabilität ausrichten und auf Qualität setzen, um den Herausforderungen eines potenziell volatilen Börsenjahres 2025 zu begegnen.
Die nächsten Wochen, insbesondere die Berichtssaison in den USA, werden entscheidend dafür sein, wie sich die Märkte weiterentwickeln und ob die Sorgen vor steigenden Zinsen noch weiter zunehmen.