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Abschaffung des Eigenmietwerts in der Schweiz

Die geplante Abschaffung des Eigenmietwerts, eines zentralen Bestandteils der Schweizer Wohneigentumsbesteuerung, hat das Potenzial, das Steuersystem und den Immobilienmarkt nachhaltig zu verändern. Während Befürworter den Eigenmietwert als „fiktives Einkommen“ kritisieren, betrachten Gegner die Reform als ungerechtfertigtes Steuergeschenk für Hausbesitzer. Wie tiefgreifend die Auswirkungen tatsächlich sind, hängt massgeblich von der individuellen Situation und der Art der Immobilie ab, wie eine aktuelle Analyse der UBS zeigt.

Gewinner des Systemwechsels

Nach den Berechnungen der UBS profitieren insbesondere Rentner, die ihr Eigenheim bereits abbezahlt haben. Ein Rentnerpaar könnte je nach Kanton jährliche Steuerersparnisse von 1.000 bis 3.500 Franken realisieren. Auch Familien, die in modernen Eigenheimen leben, würden durch die Reform entlastet: Sie könnten zwischen 600 und 3.200 Franken jährlich sparen. Familien, die erstmals Wohneigentum erwerben, könnten ihre Steuerlast sogar um zusätzliche 1.000 Franken senken.

Verlierer der Reform

Nicht alle Haushalte werden von der Abschaffung des Eigenmietwerts profitieren. Familien, die in älteren, sanierungsbedürftigen Immobilien wohnen, könnten höhere Steuerbelastungen spüren, da Unterhaltskosten nicht länger steuerlich absetzbar wären. So könnte eine Familie bei geschätzten Sanierungskosten von 100.000 Franken innerhalb von zwei Jahren mit einer Mehrbelastung von 1.700 bis 3.400 Franken jährlich rechnen.

Auch Eigentümer von Zweitwohnungen dürften nachteilig betroffen sein. Bergkantone, die auf Einnahmen aus dem Eigenmietwert angewiesen sind, könnten neue Objektsteuern einführen, um Einnahmeausfälle auszugleichen. Der Druck auf selten genutzte Ferienwohnungen könnte dadurch zunehmen.

Abhängigkeit von Zins- und Belehnungssätzen

Ein weiterer wichtiger Faktor für die Auswirkungen des Systemwechsels sind die Hypothekarzinsen und die Belehnung. Bei niedrigen Zinsen und moderater Belehnung profitieren Eigentümer von Steuererleichterungen. Beispielsweise könnte eine Familie mit zwei Kindern in einer neuwertigen Wohnung und einem Zins von 1,0 Prozent bis zu 3.500 Franken sparen. Steigen die Zinsen jedoch auf 2,5 Prozent und die Belehnung auf 70 Prozent, würde die Steuerersparnis in eine zusätzliche Steuerbelastung von 300 Franken umschlagen.

Auswirkungen auf den Immobilienmarkt

Die geplante Reform dürfte den Immobilienmarkt nicht unberührt lassen. Kurzfristig könnten die Preise für neuwertige Eigentumswohnungen in städtischen Lagen steigen, da diese durch steuerliche Vorteile attraktiver werden. Gleichzeitig könnten Altbauten an Wert verlieren, da die fehlende Abzugsfähigkeit von Unterhaltskosten ihre Attraktivität mindert.

Politische Hürden und nächste Schritte

Im Dezember hat die Reform eine entscheidende parlamentarische Hürde genommen. Das Schweizer Parlament hat dem Systemwechsel zugestimmt, doch das letzte Wort liegt bei der Stimmbevölkerung. Eine Volksabstimmung wird zeigen, ob die Reform tatsächlich umgesetzt wird. Ein Inkrafttreten vor 2027 ist jedoch unwahrscheinlich.

Fazit

Die Abschaffung des Eigenmietwerts markiert eine weitreichende steuerliche Neuausrichtung mit differenzierten Gewinnern und Verlierern. Rentner und Familien in modernen Eigenheimen zählen zu den Hauptprofiteuren, während Eigentümer älterer oder sanierungsbedürftiger Immobilien sowie Zweitwohnungseigentümer tendenziell benachteiligt werden könnten. Der Systemwechsel hat zudem das Potenzial, den Immobilienmarkt selektiv zu beeinflussen, mit steigenden Preisen in den Städten und Wertverlusten bei Altbauten.

Die Reform bleibt ein heiss diskutiertes Thema, das die politischen und gesellschaftlichen Debatten in den kommenden Jahren weiter prägen wird. Anleger und Hausbesitzer sollten die Entwicklungen genau beobachten und sich frühzeitig auf die möglichen Veränderungen einstellen.

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