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Inflation in der Eurozone steigt

Die Inflation in der Eurozone hat im Dezember erneut an Fahrt aufgenommen und liegt nun bei 2,4 %. Dies ist ein Anstieg gegenüber den 2,2 % im November und stellt eine weitere Belastung für die wirtschaftliche Stabilität der 20 Länder dar, die den Euro als Währung führen. Die jüngsten Zahlen von Eurostat entsprechen den Erwartungen einer Reuters-Umfrage unter Ökonomen, werfen jedoch neue Fragen zur zukünftigen Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) auf.

Energie und Dienstleistungen als Treiber

Hauptverantwortlich für den Inflationsanstieg sind gestiegene Energiepreise sowie anhaltend hohe Kosten für Dienstleistungen. „Dass die Inflation auf dieses Niveau gestiegen ist, geht vor allem auf die steigenden Preise für Energie und Nahrungsmittel zurück“, erklärt Vincent Stamer, Ökonom bei der Commerzbank. Er prognostiziert, dass die Inflation frühestens in der zweiten Jahreshälfte 2025 wieder unter die Zielmarke von 2 % fallen könnte.

Die Unsicherheit wird durch zusätzliche Preistreiber verstärkt: Im Januar könnten steigende Versicherungsprämien sowie höhere Öl- und Erdgaspreise die Kerninflation weiter anheizen. Dies dürfte die EZB unter erheblichen Handlungsdruck setzen.

Geldpolitische Herausforderungen

Trotz des Inflationsanstiegs bleibt die konjunkturelle Schwäche der Eurozone ein dominierendes Thema. Die EZB hatte im Dezember ihren Leitzins um 0,25 Prozentpunkte gesenkt und steht nun vor der schwierigen Aufgabe, zwischen der Bekämpfung der Inflation und der Unterstützung der Wirtschaft abzuwägen.

„Die schwache konjunkturelle Entwicklung dürfte für die EZB als Problemfeld schwerer wiegen als der Inflationsanstieg“, meint Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Er erwartet, dass die EZB am 30. Januar erneut die Zinsen um 25 Basispunkte senken wird. Diese Entscheidung könnte zwar das Wirtschaftswachstum stützen, könnte jedoch zugleich Zweifel an der Entschlossenheit der EZB wecken, die Inflation unter Kontrolle zu bringen.

Ausblick auf 2025

Die gegenläufigen Dynamiken von Inflation und Wirtschaftslage zeichnen ein komplexes Bild für die kommende Geldpolitik. Die EZB könnte gezwungen sein, weitere Massnahmen zu ergreifen, um das fragile Gleichgewicht zwischen Preisstabilität und wirtschaftlichem Wachstum zu halten.

Ein weiterer Risikofaktor bleibt die geopolitische Lage, insbesondere der Energiemarkt, der nach wie vor anfällig für externe Schocks ist. „Der Anstieg der Öl- und Erdgaspreise zum Jahreswechsel dürfte sich mit zeitlicher Verzögerung auf die Kerninflation niederschlagen“, so Vincent Stamer.

Fazit

Die sprunghaft gestiegene Inflation verdeutlicht die anhaltenden Herausforderungen für die Eurozone. Während die EZB voraussichtlich weiterhin auf Zinssenkungen setzt, könnte die Dynamik der Energie- und Dienstleistungspreise ihre geldpolitischen Spielräume einengen. In einer Zeit, in der die Eurozone zwischen wirtschaftlicher Stagnation und Inflationsdruck balanciert, wird die Handlungsfähigkeit der EZB auf eine harte Probe gestellt. Der Januar könnte somit wegweisend für die Stabilität der europäischen Wirtschaft sein.

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